Katalog "Alias in Wonderland"
Ausstellung der Abteilung
Digitale Kunst/Universität für angewandte Kunst Wien,
25. Juni bis 12. Juli 2009, Freiraum/quartier21, Museumsplatz
1, 1070 Wien
Text zur Ausstellung von Univ.-Prof. Virgil Widrich und Dipl. Ing. Arch. Nicolaj Kirisits:Die Konstruktion der Wirklichkeit erfolgt über Verweise und Abbilder. Im digitalen Zeitalter ist die Anzahl der Abbilder
exponentiell gewachsen. Im Computer nennt man einen Verweis "Alias". Das Alias wurde erfunden, um Speicherplatz effizienter
nutzen zu können. Das Alias ist in seiner Größe eingeschränkt, erzeugt jedoch bereits eine Idee des Originals, auf das es
verweist. Das Alias im Computer ist ein Hinweisschild auf eine größere Datei und Referenz auf das anderswo Vorhandene. Ein
Alias ist auch eine Art "Schlüssel", ein "rabbit hole" zur Erinnerung.
In der Ökonomie der Aufmerksamkeit kann
das Alias auch als Währung begriffen werden. Je häufiger eine Wissenschaftlerin/ein Wissenschaftler zitiert, eine Künstlerin/ein
Künstler rezipiert oder ein Star kommentiert wird, desto höher der gesellschaftliche und monetäre Wert. Gleichzeitig stellt
das Alias auch eine Reduktion des Originals dar, wobei sich Bilder besser reduzieren lassen als künstlerische Formate wie
Theater, Performance oder interaktive Kunst. Künstlerische Formate, die die Reduktion nicht als Qualität nutzen können, sind
im Verlorenen. Im Gegensatz dazu kommen banale Interventionen, deren reduzierte Abbilder Aufmerksamkeit erregen und sich als
Alias leicht digital verbreiten lassen, zu ungeahntem Erfolg.
Wie alles, entsteht auch die Kunst im Kopf der Rezipientin/des
Rezipienten. Selbst das Original ist somit als Verweis auf diesen eigentlichen Ort, an dem Wirklichkeit entsteht, zu verstehen.
Das Konzept der Ausstellung "Alias in Wonderland" ermöglicht es, die Vielfältigkeit der Klasse "Digitale Kunst" und deren
Arbeiten in einer Ausstellung gleichzeitig und kompakt zu repräsentieren. Für jedes "Original" wurde ein Alias geschaffen,
wobei gelegentlich auch das Alias selbst das Original sein kann. Das vorgegebene Format für diese Ausstellung ist ein Bereich
von 30 mal 30 mal 30cm und befindet sich auf einem fahrbaren Sockel. Jedes Alias kann von BesucherInnen im Wonderland verschoben
werden. Zwei Andockstationen lösen dem Werk zugeordnete und weiterführende Informationen und Medieninhalte aus. Die Originale
befinden sich anderswo.