Ausstellung und Retrospektive "analog_digital – Die Dichotomie
des Kinos"
Das Kino erschien seinen ersten Betrachtern wie pure Magie, doch im Unterschied
zur Zauberei hat es seine Tricks von Anfang an verraten: Der Film "Die ideale Filmerzeugung" (1914, Kamera und Animation:
Ludwig Schaschek) war einer der ersten, der dem Publikum den erstaunlichen Produktionsprozess der neuesten Virtual Reality
– damals noch "Lichtbilder" – näherbrachte. Filmemacher wussten schon zu Beginn, dass in einem Medium, welches die Identifikation
des Publikums mit den Figuren auf der Leinwand durch einander abwechselnde objektive und subjektive Aufnahmen erzeugt, die
ehrliche Antwort auf die Frage "Wer bin ich?" nur in der Machart oder der Materialität des Films selbst liegen kann. Erstere
ist hauptsächlich die Domäne des Langfilms mit zahlreichen Werken zum Thema Realität/Simulation, wie etwa Kathryn Bigelows
"Strange Days" (1995) oder "Her" von Spike Jonze (2013), während es eher Kurzfilme sind, die sich mit der Materialität des
analogen und später digitalen Kinos beschäftigen, wie "Optical Sound" von Elke Groen und Christian Neubacher (2014) oder die
Arbeiten von Siegfried A. Fruhauf, beispielsweise "Structural Filmwaste. Dissolution 1" (2003) oder "Vintage Print" (2015).
Die Dichotomie des Kinos: einerseits eine allmächtige, gottgleiche, unsichtbare Kraft, die als Supercomputer oder Matrix das
ganze Universum beherrschen kann, andererseits verletzlich durch zerkratztes Material, instabile Chemie oder verschwindende
Daten – ohne archivarisches Zutun dem sicheren Untergang geweiht.
Das Filmarchiv Austria zeigt anlässlich der neuen
Ausstellung "Analog_Digital. Media (Ex)Changes" in einer von Virgil Widrich kuratierten Retrospektive einen faszinierenden
Querschnitt durch das nationale und internationale analog/digitale Kino.
3. Oktober 2017 bis 28. Jänner 2018, täglich
ab 15:00 Uhr
METRO Kinokulturhaus, Johannesgasse 4, 1010 Wien
Kuratorinnen
der Ausstellung: Anna Högner (Filmarchiv Austria), Eva Fischer (sound:frame)
Filmauswahl kuratiert von: Virgil Widrich
Filmbeschaffung: Florian Widegger
Gestaltung und Grafik: Helene Schauer, Madlyn Miessgang (MVD)
Marketing: Tomáš
Mikeska, sound:frame
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Larissa Bainschab
Vermittlungsprogramme: Anna Högner